Kreisrunder Harausfall
Was ist kreisrunder Haarausfall?
 
Bei diesem Krankheitsbild kommt es zu einem charakteristischen rundlichen Haarausfall in behaarten Körperregionen. Die Haare im betroffenen Areal fallen ausnahmslos aus. Es tritt aber keine Vernarbung im entsprechenden Hautbezirk auf. Das heißt, dass ein erneutes Wachstum der Haare auch noch nach jahrelangem Bestehen des Haarausfalles prinzipiell stets möglich bleibt.
 
Was sind die Ursachen des kreisrunden Haarausfalles?
 
Die Ursache dieser Erkrankung ist nicht bekannt. Es spricht jedoch vieles dafür, dass es sich um eine sogenannte Autoimmunerkrankung mit erblichem Hintergrund handelt. Bei den Autoimmunerkrankungen richtet sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe (bekanntestes Beispiel einer weiteren Autoimmunerkrankung ist Rheuma). Bei 20-25% der Patienten tritt der kreisrunde Haarausfall familiär gehäuft auf. Bitte lassen Sie sich nicht durch selbsterklärte Experten zu der Ansicht verführen, bei der Alopecia areata handele es sich um eine Umwelterkrankung durch Formaldehyddämpfe, Holzschutzmittel, Überlandleitungen oder Wasseradern und ähnliches. Hierfür gibt es keinerlei wissenschaftliche Grundlage. Hinter solchen Behauptungen stehen meist handfeste wirtschaftliche Interessen.
 
Wie verläuft die Erkrankung?
 
Zunächst tritt in der Regel ein einzelner kreisrunder Herd auf. In vielen Fällen kommt es dann im Verlauf der Erkrankung zum Auftreten weiterer kahler Stellen am behaarten Kopf, die auch zu größeren Arealen zusammenfließen können. Selten sind Extremformen, bei denen das gesamte Kopfhaar (Alopecia areata totalis) bzw. das gesamte Körperhaar betroffen ist (Alopecia areata universalis). Bei einem Drittel der Betroffenen setzt das Haarwachstum in den kahlen Stellen innerhalb von 6 Monaten nach Erstauftreten der Erkrankung spontan wieder ein. Nach 1 Jahr ist sogar jeder zweite Patient wieder erscheinungsfrei. Leider kommt es jedoch auch häufig zu erneuten Krankheitsschüben.
 
Welche Therapiemöglichkeiten bestehen?
 
Die Therapie des kreisrunden Haarausfalles ist schwierig aufgrund des unberechenbaren Verlaufes der Erkrankung. Ein erneutes Wachstum der Haare könnte durch eine das Immunsystem unterdrückende Therapie prinzipiell immer erzielt werden, ist jedoch aufgrund der dann drohenden Gefahren für den Gesamtorganismus nicht zu empfehlen. Deshalb werden verschiedene vornehmlich örtliche Therapieansätze vertreten. In schweren Fällen haben sich auch nebenwirkungsarme systemische Therapieformen (also die Einnahme von Tabletten) bewährt.
  1. Empfohlen wird häufig die Einnahme von Zink, da hiermit in einigen Fällen recht gute Erfolge ohne zu befürchtende Nebenwirkungen erzielt werden konnten. Beachten Sie, dass diese Therapie jedoch eine Nahrungsergänzung darstellt und nicht Bestandteil des Leistungskataloges der gesetzlichen Krankenversicherung ist.
  2. Äußerlich kommen zur Unterdrückung der überschießenden Immunreaktion starke Kortisonpräparate zur Anwendung, die täglich einmal dünn aufgetragen werden. Sie können ohne Bedenken 3 Monate angewendet werden, da die Kopfhaut nicht die an der übrigen Haut bekannten Kortison-Nebenwirkungen zeigt.
  3. In schweren Fällen kann eine systemische Kortisongabe oder aber die Gabe des Immunmodulators Diaminodiphenylsulfon als individueller Heilversuch erfolgen. Bei letztgenannter Therapie bedarf es einer ausdrücklichen Aufklärung und Einverständniserklärung des Patienten.
  4. Schließlich ist auf eine Therapie hinzuweisen, deren Durchführung jedoch auf spezialisierte Zentren (in der Regel Unikliniken) beschränkt ist. Mittels einer speziellen Substanz (Diphencyprone) wird an der Kopfhaut ein allergisches Kontaktekzem hervorgerufen, das zur Unterdrückung der überschießenden Immunreaktion führt, die für den kreisrunden Haarausfall verantwortlich ist. Diese Therapie birgt jedoch einige medizinische und rechtliche Risiken, weshalb hier nicht näher darauf eingegangen werden soll.
  5. Bewährt hat sich in manchen Fällen eine spezielle Lichttherapie. Dabei wird Licht einer bestimmten Wellenlänge aus dem Ultaviolett-B-Bereich (308 nm) in hoher Dosierung auf die betroffenen Areale gebracht. Es kommt zu einer kontrollierten Entzündung an der Hautoberfläche, durch die das Immunsystem von dem Angriff auf die Haarwurzel „abgelenkt“ wird. Die Haare können so wieder wachsen. Nähere Informationen erhalten Sie unter Excimer System 308.
 
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Kappesser und sein Praxisteam oder kontaktieren Sie uns über unser Kontaktformular.